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120minuten
Lange Fußballtexte wechselnder Autoren. Von und mit mir.
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Dienstag, 7. März 2017

Die Regelhüter tagen - Videobeweis, Zeitstrafen, Dreifachbestrafung

In meinem aktuellen Text bei 120minuten habe ich mich mit der Institution IFAB befasst - "the International Football Association Board." Kurzum: das IFAB ist eine sehr kleine Organisation, die über alle Regeländerungen im Fußball entscheidet.

Die Struktur des IFAB bezieht die meisten Mitgliedsverbände der FIFA nicht mit ein und man kann dem Gremium eine gewisse Trägheit unterstellen, was die Einführung neuer und die Veränderung bestehender Regeln angeht.

Am vergangenen Freitag traf sich das IFAB zu seinem Annual General Meeting in London. Bei diesem Treffen werden von den Chefs der Mitgliedsverbände alle Änderungen für die kommende Saison beschlossen und aktuelle "Regelexperimente" ausgewertet.

Was ist herausgekommen bei der IFAB-Sitzung? Die IFAB hat dazu einen Beitrag auf seiner Website veröffentlicht. Mit vielen blumigen Worten beschreibt man den Tenor der Entscheidungen: der Fußball soll fairer werden und Regeländerungen sollen widerspiegeln "what football wants". So weit, so schwammig.

Und was wurde nun genau beschlossen? Die Zeitstrafen sind da! Nationale Verbände können in ihrem Regelwerk die Möglichkeit einräumen, anstelle von Gelben Karten, Zeitstrafen auszusprechen - die Strafen können z.B. im Jugend- und Amateurbereich zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus gibt es in Zukunft keine Gelbe Karte mehr für für das Unterbinden eines aussichtsreichen Angriffs im Strafraum (was zu einem Elfmeter führt), wenn der foulende Spieler versucht, den Ball zu spielen. Detailliertere Ausführungen finden sich in der aktuellen Collinas Erben-Kolumne.

Auch interessant - was ist eigentlich mit dem Videobeweis? Das IFAB hat bei seinem Meeting die bisherigen Experimente zum Einsatz des Videobeweises ausgewertet. Letztes Jahr wurde eine erste Experimentierphase beschlossen. Das IFAB scheint weder Kosten noch Mühen gescheut zu haben, um den Videobeweis auf die Probe zu stellen: Mehr als 20, in Worten "zwanzig", Partien ließ man zu Testzwecken austragen. Es kann sich jetzt jeder selbst ein Urteil darüber bilden, wie engagiert und progressiv das IFAB zu Werke geht.

"On the topic of video assistant referees (VARs), the AGM was updated on the first phase of experiments, including reports from the workshops and more than 20 test matches organised to test the VAR protocol which was approved one year ago."
Mein Text zum IFAB bei 120minuten:

Dienstag, 11. Oktober 2016

Olis PR-Coup

Wer entscheidet eigentlich, was in der Fußballberichterstattung relevant ist? Man möchte doch meinen, Relevanz spielt eine gewichtige Rolle. Natürlich liegt es im Ermessen jedes einzelnen Medienkonsumenten zu entscheiden, was relevant ist und was nicht.

Die Aufgabe eines Mediums könnte es sein, für den Konsumenten eine Vorauswahl zu treffen: was ist wichtig genug, um thematisiert zu werden?

Natürlich versuchen die Protagonisten des Fußballgeschäfts, Spieler, Vereine, Funktionäre, Berater, diese Auswahl zu beeinflussen - indem sie nur die Informationen kommunizieren, die ihnen nützlich erscheinen, indem sie vollmundige Ankündigungen verlautbaren lassen, indem sie Helferlein und ganze Agenturen beschäftigen, die die Außendarstellung regeln, damit ja nichts dem Zufall überlassen ist.

Und natürlich erkennt der Konsument mit ausreichend Medienkompetenz nichtssagendes Marketing-Blabla und zum Event aufgebauschte Möbelhauseröffnungen. Aber die meisten Konsumenten sind keine Medienprofis. Und genau an dieser Stelle könnten die Medien ins Spiel kommen. Man hofft als Konsument, dass dort Profis im besseren Sinne arbeiten, die eine Auswahl treffen und heiße Luft von heißem Scheiß unterscheiden können. Pustekuchen.

Warum ich das schreibe? Als Fußball-Afficionado ist man um die Ankündigungen von Oli Kahn nicht herum gekommen:





Was mag der Titan wohl Geheimnisvolles meinen? In meiner Twitter-Timeline nahm man das Ganze eher belustigt zur Kenntnis:





Am 10. Oktober ließ die Bild die Bombe den Luftballon platzen: Kahn wird Markenbotschafter des FC Bayern in Asien.

"Aha, das ist aber mal interessant." Denkt sich irgendein Fußball-Marketing-Experte in seinem stillen Kämmerlein. Bei Lichte und aus der Perspektive des normalen Medienkonsumenten betrachtet, ist diese Meldung wohl vor allem eines: irrelevant. Denn das Jobprofil eines Markenbotschafters ist in etwa so klar definiert wie die Transferpolitik beim HSV.

Eine Bild-Exklusiv-Info ohne Bestätigung des Titan? Kein Hindernis für die dpa die Meldung lustig weiterzuverbreiten und kein Hindernis für allerhand Medien, den Bericht möglichst schnell durch den eigenen Überschriften-Generator zu jagen und rauszuhauen.


Screenshot Google News, 11.10.16 - 11:39 Uhr

In vielen Redaktionen sind die Klickzahlen mutmaßlich ein höheres Gut als objektive Berichterstattung. Es ist ja auch zu verlockend: die Null-Meldung lässt sich hervorragend abmelken. Denn schließlich lassen sich Überschriften á la 'Kahn zum FC Bayern' basteln, die sicher eifrig geklickt werden.

Screenshot tz

Mit Glück erfährt der Leser dann zwischen den Zeilen, was denn nun die Neuigkeit ist. Viel Zeit wurde beim Zusammenklicken der Artikel darauf verwendet, alte Meldungen zur Kahn-Ankündigung zu recyceln und den langweiligen Hergang der Dinge nachzuerzählen. Oder man pustet einfach die dpa-Meldung heraus.

Plot Twist

Schlussendlich dann der Plot-Twist: Kahn veröffentlicht am 11. Oktober ein Facebook-Statement in dem er bekannt gibt, ab sofort für ein Unternehmen aktiv zu sein, dass Torhüter coacht. Hm, das ist nun noch langweiliger als Markenbotschafter des FC Bayern. Aber durch die Falschmeldung sind nun sämtliche Nachrichtenseiten gezwungen, die Sache ins rechte Licht zu rücken. D.h. man muss nun über den wirklich lahmen Torhüterkram schreiben und Olis stumpfe PR-Kampagne weiterverbreiten. Das bringt nicht mehr so viele Klicks, aber die Falschmeldungen stehen lassen, sieht auch irgendwie blöd aus.

Ist Oliver Kahn bzw. sein neuer Arbeitgeber Gewinner der ganzen Aktion? Oberflächlich kann man das bejahen - schließlich erreicht die unspektakuläre Meldung nun ungeahnte Reichweiten. Inwieweit man ihm das Bohei im Vorfeld, inklusive eines Ankündigungs-Videos vor einem Bayern-Logo, übelnimmt und das seiner Integrität als Geschäftsmann und Experte schadet, wird sich zeigen. Für mich bleibt da ein Beigeschmack - ganz egal ob Kahn die Vorabmeldung bei Bild lanciert hat oder nicht.

Verloren haben ganz klar die Medien, die ein unbestätigtes Gerücht weiterverbreitet haben und diejenigen, die es in die Welt gesetzt haben. Nun müssen sich die armen Praktikanten in den Onlineredaktionen auch noch mit nervigen Richtigstellungen und der Weiterverbreitung von Olis Werbebotschaft befassen, wo sie doch eigentlich noch 50 abgeschriebene News mit einer fancy Überschrift auf die Website pusten müssten.

Ein schöner Schuss ins Knie, oder um bei Fußballsprech zu bleiben, ein klassisches Eigentor. Hätte man sich vor dem Veröffentlichen nicht nur Gedanken über Klickzahlen sondern über die Relevanz eines Markenbotschafters beim FC Bayern gemacht, man hätte sich vielleicht Ärger erspart. Und man wäre der eigentlichen Aufgabe eines Mediums nachgekommen: Einordnen, auswählen, objektiv sein und sagen was ist.

Update:

Nun beschwören die gleichen Medien, die vor Kurzem noch die Falschmeldung verbreiteten einen Shitstorm gegen Oli Kahn. Facebook-Kommentare abschreiben ist nicht schwer und ein bisschen Nachtreten wird man ja wohl noch dürfen.

Mittwoch, 9. März 2016

4 Jahre!

Vor fast genau 4 Jahren nahm dieses Blog hier seinen Anfang mit dem unvermeidlichen, bedeutungsschwangeren Hello-World-Artikel. Seitdem hat sich hier nicht ganz so viel getan, wie man es bei einem typischen Blog erwarten würden. Magere 100 Posts variierender Qualität sind hier bisher erschienen.

Das regelmäßige Schreiben liegt mir nicht im Blut, was natürlich auch daran liegt, dass sich dieses Blog nicht an einem Thema oder Verein abarbeitet. Es kommt aufs Blog, was mir interessant und relevant erscheint und wenn ausreichend Zeit ist, mal einen Gedanken gescheit zu Ende zu denken. Schwierig.

Es wird also wohl dabei bleiben, dass hier weder täglich, noch wöchentlich sondern eher im 3-Wochen-Turnus mal ein neuer Post das Licht der Welt erblickt.

Das Wichtigste an diesem Blog hier ist für mich nicht was es ist sondern was es ausgelöst hat. Ohne das ins Internetschreiben hätte ich wohl eine ganze Reihe von Leuten nicht kennengelernt und aus dem Schreiben hier haben sich eine ganze Reihe anderer Dinge ergeben, die ich nicht missen möchte.

Ich hoffe mal, dass zwischen all diesen anderen Aufgaben ausreichend Zeit bleibt, um endlich mal mein Jahr in der Kreisklasse zu Ende zu erzählen und den ein oder anderen Meinungsartikel rauszuhauen.

Und noch ein Ziel will ich mir setzen: vielleicht gelingt es mir ja, den hier meistgelesenen Artikel mit einem neuen Text leserzahlentechnisch von der Spitze abzulösen, denn ironischerweise ist der meistgelesene Post hier im Blog der einzige, der nichts mit Fußball zu tun hat.

Donnerstag, 3. März 2016

Die neue Sachlichkeit der Fußballsprache

Ein meinungsstarker Text im Kicker vom Montag hat eine Debatte entfacht (Text kostenpflichtig abrufbar bei Blendle). Autor Frank Lußem rechnet ab mit der Fachsprache die der heutige Fußball hervorgebracht hat, den Trainern und den Taktikanalysten insbesondere. Er empfindet die Sprache der sogenannten Konzepttrainer als Selbstzweck. Lußem seziert ein paar der Aussagen und kommt zu dem Schluss: das könnte man auch viel einfacher sagen.



Auf der Strecke bleibt seiner Meinung nach der Ottonormalverbraucher und der Fußball als Volkssport. Weil immer neue Begriffe Einzug halten, versteht der normale Fußballkonsument nicht mehr, wovon überhaupt die Rede ist.

Fakt ist: blumige Metaphern wie "der Pausentee" oder kriegerischen Handlungen entlehnte sprachliche Bilder wie "die Granate" werden immer seltener im Fußballsprech, geschweige denn, dass ein Trainer der Gegenwart diese Begriffe noch in den Mund nimmt.

Die benutzten Termini der Experten haben immer weniger mit der täglichen Umgangssprache gemein und mutieren zu einer eigenständigen wissenschaftlich angehauchten Fachsprache, die nicht mehr jedem zugänglich ist. Diese Entwicklung muss man natürlich nicht begrüßen. Und natürlich sollte man immer hinterfragen: Was wurde da jetzt gerade wirklich gesagt? Handelt es sich um hohle, zum wissenschaftlichen Diskurs aufgeblähte, Phrasen, die eher der Verwirrung beziehungsweise der Verschleierung von Missständen auf dem Platz dienen als der Aufklärung?

Sprache verändert sich auch immer, weil sich das verändert, was sie beschreibt


Andererseits, ich für meinen Teil begrüße die Entwicklung auch. Sprache verändert sich auch immer, weil sich das verändert, was sie beschreibt. Und dass sich der Fußball verändert, steht außer Frage. Es sagt ganz einfach niemand mehr Torsteher, weil der Mann zwischen den Pfosten inzwischen weit mehr tut, als einfach nur herumzustehen und auf einen Schuss zu warten, den es "zu entschärfen" gilt. Und wenn man es genau nimmt, ist der Begriff "Manndecker" inzwischen wirklich aus der Zeit gefallen. Man wird ihn noch hier und da hören in den nächsten Jahren, aber zweifelsohne beschreibt der Term nicht mehr den Kern dessen, was ein Verteidiger heute auf dem Platz tut.

Dass Begriffe und Redewendungen aussterben und neue aufpoppen ist für mich von daher ein positives Signal. Es tut sich was. Mir würde es zu denken geben, wenn Spieler, Trainer, Berichterstatter noch immer im gleichen Duktus wie vor 30 Jahren kommunizieren. Es liegt in der Natur der Sache, dass man Veränderungen kritisch beäugt. Aber würden wir immer so weiter über Fußball sprechen und schreiben wie bisher - wäre das nicht unfassbar langweilig?

Stilistisch und inhaltlich darf und muss man die neue Sachlichkeit der Fußballfachsprache natürlich hinterfragen. Das gilt insbesondere für das "Taktikdeutsch", welches Trainer und Spielanalysten eingeführt haben. Die Autoren von Taktikanalysen sind sich durchaus der Krux bewusst, dass ihre Formulierungen teils schwer verständlich für Außenstehende sind. Pauschal zu unterstellen, es handle sich nur um heiße Luft und elitäres Geplapper, ist meiner Meinung nach zu kurz gegriffen.

Der Sportjournalismus ist gefragt


Wer Taktikanalysen lesen möchte, der darf das tun oder bleiben lassen, wenn er dazu keinen Zugang findet.

Wenn Trainer oder Spieler in Rätseln sprechen, weil sie Begrifflichkeiten verwenden, die dem Außenstehenden unverständlich sind, kann man sie natürlich dafür anprangern und insistieren, sie mögen doch bitte so sprechen, dass es das Publikum versteht. Man könnte diese Kommunikation allerdings auch als das sehen, was sie ist: ein Experte äußert sich in seiner ihm eigenen Fachsprache zu seinem Fachgebiet. An dieser Stelle ist dann vielleicht der Sportjournalist am anderen Ende des Mikrofons gefragt. Als Bindeglied zwischen Fachmann und Laie könnte er dazu beitragen, dass wir alle verstehen, was Konzepttrainer XY da eigentlich meint. Das begreife ich als eine Aufgabe des Journalismus - Laien komplexe Sachverhalte nachvollziehbar wiedergeben.

Markige überschriftenreife O-Töne sind natürlich einfacher zu verarbeiten, gehören aber der Vergangenheit an. Natürlich wird man launige Gesprächspartner, die "mal einen raushauen", vermissen - das gilt sowohl für den Journalisten als auch den hiesigen Fußballkonsument. In Erinnerungen zu schwelgen und die "alte" vertraute Fußballsprache bewahren zu wollen, ist aber dennoch nicht die Lösung und wohl ein Kampf gegen Windmühlen.

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Mittwoch, 2. März 2016

Von Zipfelmützen und dem Insinternetschreiben - Punkt 4 wird dich zu Tränen rühren

Der Liebster-Award ist ein kleines Frage-Antwort-Spiel. Sebastian von Fußball in Sachsen und Fedor von Stellungsfehler.de haben mir jeweils den Staffelstab und ihren Fragenkatalog übergeben - daraus habe ich mir die Rosinen herausgepickt und präsentiere meine Antworten. 11 Fragen. 11 Antworten.

1. Was führte dazu, dass Du mit dem Bloggen anfingst?
Geschrieben habe ich eigentlich schon immer gern. Ich bin nicht der mitteilungsbewussteste Zeitgenosse, aber ich wusste - irgendwie reizt mich das Insinternetschreiben. Ein Ort zum Publizieren, eine Spielwiese, musste her. Da lag ein Blog auf der Hand.

2. Auf welche Wortneuschöpfungen der Fußballsprache könntest du verzichten?
Das wird ja gerade heiß diskutiert (siehe 11.) und eventuell finde ich Zeit, mich mit diesem Thema noch etwas umfassender zu beschäftigen. Generell kann ich an dieser Stelle schonmal sagen, dass ich ein ambivalentes Verhältnis zu sprachlichen Umwälzungen habe. Einerseits schreiben wir das Jahr 2016. Der Sport verändert sich stetig. Da ist es für mich logisch, dass sich auch die Begrifflichkeiten den Gegebenheiten anpassen. Andererseits, fühlt es sich mitunter befremdlich an, wenn immer technischere Termini Einzug halten.

3. Bundesliga auf Sky oder lieber das Kreisliga-Derby live vor der Haustür?
Da tendiere ich eher zu Letzterem. Ich bin nicht aktiv Fan einer bestimmten Bundesligamannschaft. Deshalb ist der Fußball der Bundesliga für mich lediglich - Unterhaltung. Mitunter hochspannende Unterhaltung. Ich kann mich dennoch eher mit dem Fußball der Kreisliga anfreunden. Einfach weil ich mich besser damit identifizieren kann. Die Unzulänglichkeiten der Spieler, die Glücksmomente, wenn mal etwas funktioniert hat, die nervenaufreibenden Momente - das sind alles Dinge, die in der Kreisliga sehr viel näher an meiner Lebenswirklichkeit dran sind.

4. Was war Dein erster Fußball-Fanartikel?
Puh, ich habe mir nicht viele Fanartikel gekauft - aus oben genannten Gründen. An was ich mich erinnern kann, ist eine unsagbar dämliche überlange Zipfelmütze, rot-weiß gestreift, in den Farben von Energie Cottbus. In unserem Vereinsheim hatte sich ein fliegender Händler mit allerlei Fandevotionalien breitgemacht. Da hieß es: schnell entscheiden. Denn so oft wurde ein Kind vom Dorf nicht mit so einem Überangebot an Merchandise konfrontiert. Wir hatten ja nichts! Cottbus war nur 60 Kilometer entfernt und damit im äußersten Zipfel Ostsachsens, wo ich aufwuchs, der nächstgelegene Profiverein (und nicht etwa Dynamo Dresden).

Mir war der Aufstieg von Energie in Liga 2 und die Teilnahme am DFB-Pokalfinale nicht verborgen geblieben und die Mannschaft von Ede Geyer wusste mich zu begeistern. Obwohl ich rückblickend betrachtet sagen muss, dass ich vom drittklassigen Fußball wohl eher wenig mitbekam. Wo war ich? Die Mütze! Bayern und Dortmund standen natürlich hoch im Kurs beim Fanartikelbasar. Ich dachte mir vermutlich so etwas wie "antizyklisch handeln" und legte mir die Mütze zu, die aus modischen Gründen dann eher nicht so oft den Weg auf meinen Kopf fand.

5. In dem Zusammenhang: Wer war auf den Postern an der Wand drauf?
Ich hatte tatsächlich ein paar Mannschaftsfotos von Energie in meinem Zimmer hängen und sammelte sogar für kurze Zeit Ausschnitte von Zeitungsartikeln. Wenn ich mich recht erinnere, muss das in der Zeit kurz nach dem Aufstieg in Liga 2 der Fall gewesen sein.

6. Wo stößt Du (außer in Blogs) auf lesenswerte Fußballtexte?
Hier habe ich drei eher weniger einfallsreiche Antworten parat.

  1. Ich vertraue den Empfehlungen meiner Twitter-Timeline und nutze ab und an Nuzzel, das mir die in meiner TL beliebtesten Beiträge präsentiert. 
  2. Die Link11 bei Fokus Fußball, an der ich hoffentlich bald wieder selbst mitwirken kann, ist ein Muss. Als Leser hilft mir die Presseschau, das Newsgedöns, das mich eher weniger interessiert, auszublenden und die längeren hintergründigeren Stücke zu finden. 
  3. Ich benutze seit vielen Jahren RSS-Reader, um bei ausgewählten Seiten keinen neuen Beitrag zu verpassen.

7. Hörst du Fußball-Podcasts, wenn ja welche?
Im Moment eher weniger. Nur der Rasenfunk, der die Spieltage hervorragend rund macht, ist in meiner aktuell genutzten Podcast-App abonniert. Collinas Erben habe ich eine zeit lang intensiv gehört. Wenn es um Podcasts geht, bin ich momentan aber nicht so für Sachthemen zu haben. Ein Grund mehr, den von mir heiß geliebten Flatterball zu vermissen.

8. Team Ronaldo oder Team Messi?
Die fußballerischen Qualitäten beider sind natürlich unbestritten, aber in Sachen Außendarstellung ist mir der ruhige Argentinier um einiges lieber als der extrovertierte Portugiese.

9. Worüber wolltest Du schon immer mal einen Blogbeitrag verfassen?
Dahingehend bin ich gerade vollkommen mit mir im Reinen. Das Thema Taktikanalysen schwirrte mir schon mehr als ein Jahr im Kopf herum. Ich habe lange überlegt, wie ich mich als Laie der Materie nähern kann. Ich wollte Reaktionen provozieren, unterhalten und dennoch sachlich bleiben. Ich denke, das ist mir dann letztendlich ganz gut gelungen - das lassen zumindest die Reaktionen vermuten.

10. Gibt es außer Fußball noch (eine) weitere Sportart(en), die Du intensiver verfolgst und wenn ja, was ist da der besondere Reiz?
In jungen Jahren konnte ich mich für allerlei Sportarten begeistern, aber um ehrlich zu sein, ist Fußball inzwischen die einzige, auf der ich dauerhaft hängengeblieben bin.

11. Jogi Löw ruft an und macht Dich für eine Partie zum Nationalspieler. Auf welcher Position würdest Du auflaufen?
Ich kann nur linker Außenverteidiger. Klingel einfach durch, falls Not am Mann ist, Jogi.

Was die Weitergabe des Staffelstabs angeht, muss ich sagen, dass sich schon alle Blogger, die ich auf meiner Liste hatte, an der Aktion teilgenommen haben - von daher lasse ich es hier nonchalant austrudeln. Das nächste Stöckchen kommt bestimmt.

Freitag, 29. Januar 2016

Wen wundert der Doha-Deal?

Die Bayern haben einen Sponsorendeal mit dem Emirat Katar eingetütet, genauer gesagt mit dem Internationalen Flughafen Doha. Katar, da schrillen natürlich die Alarmglocken: Menschenrechte und so, dem Sklaventum nicht unähnliche Arbeitsbedingungen.

Christian Spiller fasst in seinem Kommentar treffend zusammen:

"Sportlich Weltklasse, moralisch Kreisklasse."

Über eine Formulierung in seinem Text bin ich aber gestolpert:

"Es verwundert, dass Bayern sich auf diesen Deal einlässt, Empörung darüber war absehbar."

Die Empörung war absehbar, klar. Aber das dieser Deal ernsthaft jemanden verwundert? Ich denke, das ist eine Frage der Perspektive. 

Karl-Heinz Rummenigge begrüßt die Partnerschaft:

"...ein weiterer Schritt in unserer Internationalisierungsstrategie"

Natürlich tut er das. Und beim Stichwort Internationalisierungsstrategie denkt man auch gleich an die FCB-Enthusiasten in aller Welt - sie werden wenig Probleme mit dem Sponsoring haben und vermutlich werden auch die meisten Bayern-Afficionados hierzulande das Sponsoring in wenigen Wochen vergessen haben.

Verprellt hat der Klub die kritischen Fans. Die, die hinterfragen und im FC Bayern mehr sehen, als ein Unterhaltungsensemble auf dem grünen Rasen. In dieser Filter Bubble ist das Sponsoring das Letzte. Ein weiterer Tiefschlag nachdem die Bayern zum wiederholten Mal ihr Trainingslager in Katar verbrachten.  

Mich verwundert der Entschluss des Vereins zum Sponsoring nicht. Denn welche Bedeutung haben diese kritischen Stimmen? Das Stadion? Bekommt man auch ohne die Zweifler voll. Das Medienecho? Konzentriert sich in ein paar Tagen wieder auf das Sportliche.

Sollte der FC Bayern dennoch auf die Millionen aus dem Emirat verzichten, nur wegen ein paar kritischer Stimmen?

Alle anderen machen es doch auch. Die Katalanen aus Barcelona tragen Quatar Airways auf ihrer Brust spazieren. Angesichts der traditionell unbefleckten Trikots der Katalanen und des damit verbundenen Klubmottos ein weitaus größerer Affront. Geht es dem Verein dadurch heute schlechter?

Teams wie der FC Bayern oder Barcelona sind zu so starken Marken geworden, dass sie sich nicht mehr für kleinere Interessengruppen innerhalb des Vereins oder ein negatives Medienecho interessieren müssen. Die schlechte Presse und ein paar sich abwendende Fans - ein Kollateralschaden. Die beliebtesten Fußballvereine sind markentechnisch in Sphären vorgestoßen, in denen Einzelentscheidungen nur noch marginal die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit beeinflussen.

Dabei fällt der FC Bayern ansonsten eher durch soziales Engagement und umsichtiges Handeln auf. Ein Benefizspiel hier, ein auf der Geschäftsstelle untergebrachter Ex-Profi dort. Der Unterschied zum Katar-Deal: Hier wären dem Klub Millionen Euro durch die Lappen gegangen.

Der FC Bayern ist ein ganz normales Unternehmen, in dem es neben dem sportlichen auch um den wirtschaftlichen Erfolg geht. Die Kritik war vorhersehbar, der Schaden für den FCB kalkulierbar, der wirtschaftliche Vorteil umso größer.  

Persönlich prangere ich an, dass ein Klub wie der FC Bayern, sich von einem Land, in dem Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind, vereinnahmen lässt. Wundern tut es mich dennoch nicht. Leider.

Freitag, 8. Januar 2016

Transfergerüchte frei Haus




++Nochmal!++